Da ich ja im Februar Mutter geworden bin und mir fest vorgenommen habe auf die eine oder andere Veranstaltung mit zu fahren in diesem Jahr stand ich vor folgendem Problem:
Wie werde ich stillen? Eigentlich hatte ich keine Lust mich dazu jedes mal komplett auszuziehen. Meine "normalen" Kleider sind ja ohne Ausschnitt etc genäht.
Also musste ein Stillkleid her.
Aber auch hier wieder das Problem: Wie stellt man das am besten an?
Ich habe mich für die Variante "Latzhose" entschieden, also mit Verschlüssen auf den Schultern und einem Vorderteil zum runterklappen.
Genäht habe ich es aus einem braunen Leinenstoff, der zwar farblich sehr schön, weil dreckneutral, ist, aber den Nachteil hat, dass er sich nicht dehnt. Aber von meinen anderen Kleidern her kenne ich das ja schon, sodass ich den Schnitt hier entsprechend anpassen konnte.
Das Kleid ist knöchellang und hat lange Ärmel.
Zu den Besonderheiten:
- Im Gegensatz zu meinen anderen Kleidern hat dieses keine Rauten unter dem Arm um die Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Das war hier nicht nötig, da das Kleid ja
- vorne offene Ärmelansätze hat. Dafür habe ich mich entschieden, damit ich das Baby schnell und unkompliziert anlegen kann.
- Der gelbe Zierstreifen im Brustbereich hat mehrere Aufgaben. Zum Einen sieht er schön aus (wieder meine schöne Zwiebelwolle, erster Zug) und zum Anderen habe ich damit auch gleich die Schlaufen gelegt, die den Klappteil an den Schulter befestigen. Die Schlaufen habe ich aber mit Leinengarn verstärkt, denn Wolle neigt ja zum leiern, wie wir wissen.
Ansonsten hat mein Plan aber wunderbar funktioniert, das Baby ist satt und ich muss mich nicht nackig ausziehen.
Zu der Belegbarkeit:
Solche Kleider lassen sich meines Wissens nach nicht belegen. Leider gibt es aus dem früheren Mittelalter auch keine Darstellungen von stillenden Frauen und leider auch keine Funde von Stillkleidern in den tollen Moorfunden Nordeuropas (ich bitte um Hinweise, sollte es so was doch geben!).
Bei den im Hoch- und Spätmittelalter dargestellten Stillszenen (meist Maria mit dem Kind) sieht es meist so aus, als hätten die Kleider unter mehreren Stofflagen verborgene Schlitze gehabt. Oder es sind Kleider mit Schnürungen.
Meine Variante ich vollkommen ausgedacht, und daher eben nur "a"-mbietisch.
Hier ein Detail von der Seite. Trotz der offenen Achsel ist es nicht zu kalt und dank unauthentischer Abnäher kann man auch nicht reingucken. |
Detail des Verschlusses mit Wolle-Leinen-Schlaufe und Holzknopf. |
Frontansicht des Verschlusses |
Stillfunktion |
Ich hoffe es gefällt euch und ich konnte eine kleine Anregung für andere stillende Mittelalter-Mütter geben.
Liebe Grüße, eure Lise.
PS.: Wenn es schöne Bilder von dem gesamten Kleid gibt, reiche ich sie nach. Vorerst sollen diese Ansichten genügen. Nach unten hin ist es ein normal Kleid mit zwei Keilen.